Zahnvorsorgeuntersuchungen (ab 18 Jahre) (Vorsorge und Früherkennung)

Die Inanspruchnahme zahnärztlicher Kontrolluntersuchungen ist neben einer effektiven Mundhygiene, einer zahngesunden Ernährung und der Anwendung von Fluoriden eine wichtige Voraussetzung für den Erhalt der Mundgesundheit (Sicca et al. 2016). Einmal pro Kalenderhalbjahr haben gesetzlich Versicherte ab 18 Jahren Anspruch auf eine derartige Untersuchung. Sie beinhaltet eine eingehende Untersuchung zur Feststellung von Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten, eine Anleitung zur effektiven Mundhygiene sowie Hinweise zur Reduktion von Risikofaktoren. Regelmäßige Zahnvorsorgeuntersuchungen leisten einen wichtigen Beitrag zur Verringerung der oralen Krankheitslast und tragen wesentlich zum Erhalt der Funktionsfähigkeit und zur mundgesundheitsbezogen Lebensqualität bei. Dies ist auch deshalb wichtig, weil Erkrankungen der Mundhöhle, wie etwa Parodontitis, assoziiert sind mit nichtübertragbaren Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen (Seitz et al. 2019).

Schon gewusst?

(Vorsorge und Früherkennung)

68,0 % der Erwachsenen gaben im Jahr 2023 an, in den letzten 12 Monaten zahnärztliche Kontrolluntersuchungen in Anspruch genommen zu haben.

(Vorsorge und Früherkennung)

78,8 % der Personen mit hoher Bildung nahmen zahnärztliche Kontrolluntersuchungen in Anspruch, aber nur 57,4 % der Personen mit niedriger Bildung.

(Vorsorge und Früherkennung)

Die 12-Monats-Prävalenz der Inanspruchnahme von Zahnvorsorgeuntersuchungen ist zwischen 2009 und 2023 deutlich zurückgegangen.

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Ergebnis

Im Jahr 2023 gaben in Deutschland rund zwei Drittel der Erwachsenen (68,0 %) an, im letzten Jahr zahnärztliche Kontrolluntersuchungen in Anspruch genommen zu haben, Frauen (74,4 %) häufiger als Männer (61,4 %). Personen im mittleren und höheren Lebensalter wiesen mit jeweils über 70 % eine höhere kontrollorientierte Inanspruchnahmequote auf als junge Erwachsene (18 – 34 Jahre) und Hochaltrige (ab 75 Jahre) mit jeweils knapp über 60 %. In der 12-Monats-Prävalenz der Inanspruchnahme zahnärztlicher Kontrolluntersuchungen zeigte sich ein Bildungsgradient: Personen der hohen Bildungsgruppe (78,8 %) hatten häufiger zahnärztliche Kontrolluntersuchungen in Anspruch genommen als Personen der mittleren Bildungsgruppe (69,3 %), die wiederum häufiger zahnärztliche Kontrolluntersuchungen wahrgenommen hatten als Personen der niedrigen Bildungsgruppe (57,4 %). Im zeitlichen Verlauf ist ein leichter Anstieg zwischen 2009 und 2012 von 74,1 % auf 76,0 % zu beobachten. Zehn Jahre später, im Jahr 2022, lag die kontrollorientierte Inanspruchnahme um fast 10 Prozentpunkte niedriger (66,4 %), wobei 2023 wiederum eine leichte, aber nicht statistisch bedeutsame Zunahme im Vergleich zum Vorjahr auf 68,0 % festzustellen war. Die Geschlechter- und Bildungsunterschiede haben sich im Zeitverlauf vergrößert.

Fazit

Die kontrollorientierte Inanspruchnahme ist während der COVID-19-Pandemie stark zurückgegangen. In den Daten aus GEDA 2023 war eine leichte, aber nicht statistisch bedeutsame Zunahme der Inanspruchnahme festzustellen. Möglicherweise zeichnet sich hier ein Erholungseffekt ab. Weitere Forschung muss zeigen, wie sich die Inanspruchnahme zahnärztlicher Kontrolluntersuchungen in den nächsten Jahren entwickelt. Die Teilnahme an zahnärztlichen Kontrolluntersuchungen zu erhöhen, sollte auch vor dem Hintergrund der Wechselwirkungen zwischen oraler und allgemeiner Gesundheit als gemeinsame Anstrengung aller Stakeholder in Public Health verstanden werden (Krause et al. 2024).

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Zahnvorsorgeuntersuchungen ist definiert als der Anteil der Erwachsenen, die in den letzten 12 Monaten zahnärztliche Kontrolluntersuchungen in Anspruch genommen haben.

Operationalisierung

Die Inanspruchnahme von Zahnvorsorgeuntersuchungen basiert auf Selbstangaben der Befragten:

GEDA 2009, GEDA 2010, GEDA 2012, GEDA 2022, GEDA 2023

  • „Haben Sie in den letzten 12 Monaten an einer Zahnvorsorgeuntersuchung teilgenommen?“
  • Antwortmöglichkeiten: „Ja“, „Nein“

Bezugspopulation

Deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 18 Jahren in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Ergebnisse basieren auf folgenden bundesweiten Befragungssurveys des Robert Koch-Instituts:

  • GEDA 2009:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 21.262
    • gültige Werte für den Indikator: n = 21.216
  • GEDA 2010:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 22. 050
    • gültige Werte für den Indikator: n = 22.006
  • GEDA 2012:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 19.294
    • gültige Werte für den Indikator: n = 19.273
  • GEDA 2022:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, Erhebung unterteilt in Welle 1 bis 10 mit einem Basismodul und bis zu vier Fragebogenmodulen; N = 33.149 (relevante Teilstichprobe Welle 1 bis 3, Modul 1: n = 2.472)
    • gültige Werte für den Indikator Welle 1 bis 3, Modul 1: n = 2.466
  • GEDA 2023:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, Erhebung unterteilt in Welle 11 bis 22 mit einem Basismodul und bis zu vier Fragebogenmodulen, N = 30.002 (relevante Teilstichprobe Welle 13, Basismodul und Welle 14 bis 15, Modul 2 und 3: n = 7.976)
    • gültige Werte für den Indikator Welle 13, Basismodul und Welle 14 bis 15, Modul 2 und 3: n = 7.960

Datenqualität

Die RKI-Befragungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die deutschsprachige Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass einige Personengruppen unterrepräsentiert sind, wie Personen der niedrigen Bildungsgruppe, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Darüber hinaus basieren alle Informationen auf Selbstangaben und nicht auf ärztlichen Interviews.

Berechnung

  • Beschreibung und Stratifizierung: Für den Indikator werden die Kennzahlen für Gesamt sowie nach Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung ausgewiesen. In den GEDA-Wellen 2009 bis 2014/2015-EHIS wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie männlich oder weiblich sind. Seit GEDA 2019/2020-EHIS werden das Geburtsgeschlecht und die geschlechtliche Identität erhoben (Pöge et al. 2022). In den Analysen nach Geschlecht werden Personen ausgewiesen, die sich als weiblich oder männlich identifizieren. Genderdiverse Menschen, die sich diesen Kategorien nicht zuordnen, werden aufgrund der geringen Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen, sind jedoch in der Gesamt-Kategorie enthalten. Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort der Befragten. Der Bildungsstatus wird anhand des CASMIN-Indexes bestimmt (Brauns et al. 2003). Dieser verwendet Angaben zu schulischer und beruflicher Bildung und ermöglicht die Einteilung in eine niedrige, mittlere und hohe Bildungsgruppe.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Voraussetzung für die stratifizierte Darstellung eines Indikators ist, dass die Fallzahl in der Gruppe mindestens 5 beträgt und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als akzeptabel angesehen wird (Konfidenzintervall schmaler als 25 Prozentpunkte und Variationskoeffizient ≤ 33,5 %). Letzteres bedeutet, dass die untere Grenze des Konfidenzintervalls mindestens die Hälfte des Schätzers betragen muss. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, werden die Werte nicht berichtet („zu wenige Daten“). Berichtet, jedoch als unsicher markiert, werden Werte, die auf weniger als 10 Fällen basieren, deren Konfidenzintervall breiter als 20 Prozentpunkte ist oder wenn die Untergrenze weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %). Aufgrund der Unsicherheit sollten diese Werte mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der zugrundeliegenden Bezugspopulation durch unterschiedliche Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in jedem Survey ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese berücksichtigen die Ziehungswahrscheinlichkeit der Teilnehmenden und passen außerdem die Surveys an die Bevölkerungsstruktur Deutschlands hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung an. Dabei wurden die Daten des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31.12.2007 (GEDA 2009), 31.12.2008 (GEDA 2010), 31.12.2011 (GEDA 2012) und 31.12.2020 (GEDA 2022, GEDA 2023) verwendet. Die Bildungsverteilung wurde dem Mikrozensus 2007 (GEDA 2009), 2008 (GEDA 2010), 2011 (GEDA 2012) und 2018 (GEDA 2022, GEDA 2023) entnommen.
  • Altersstandardisierung: Eine Standardisierung nach Alter und Geschlecht wurde innerhalb der Bundesländer sowie innerhalb der Bildungsgruppen durchgeführt. Dazu wurde die europäische Standardbevölkerung 2013 verwendet. Es werden sowohl die Ergebnisse mit als auch die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung ausgewiesen. Die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung bilden die tatsächliche Alters- und Geschlechtsverteilung innerhalb der Bundesländer bzw. Bildungsgruppen ab und sind damit zum Beispiel geeignet, um Fragen des Versorgungsbedarfs zu beantworten. Bei den Ergebnissen mit Altersstandardisierung sind die Bundesländer und die Bildungsgruppen hinsichtlich Alter und Geschlecht vergleichbar. Dadurch können Unterschiede aufgezeigt werden, die sich nicht durch Alter und Geschlecht erklären lassen.
  • Berechnung:
    • Konfidenzintervalle: Die zufallsbedingte Variabilität der Ergebnisse kann den 95 %-Konfidenzintervallen in den Tabellen und Abbildungen entnommen werden. Die Konfidenzintervalle wurden mit der Logit-Methode berechnet. Dabei wurde die Streuung der Gewichtungsfaktoren berücksichtigt.
    • Regionale Unterschiede: Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Bundesländern und dem Bundesdurchschnitt wurden mittels Chi-Quadrat-Test unter Adjustierung für multiples Testen ermittelt. Dabei wurden die einzelnen Bundesländer im Vergleich zu den jeweils verbleibenden Bundesländern (zusammengefasst) getestet. Die Einteilung in der Karte erfolgt anhand von fünf äquidistanten Kategorien.

Weiterführende Links

Publikationen zum Thema

Prävalenzen und Trends zur Inanspruchnahme zahnärztlicher Kontrolluntersuchungen bei Erwachsenen in Deutschland

15.10.2024, Fachartikel, Deutsch

Einleitung: Zahnärztliche Kontrolluntersuchungen leisten einen wichtigen Beitrag zur Verringerung der oralen Krankheitslast. Nicht nur die Mundgesundheit profitiert davon, denn Erkrankungen der Mundhöhle, wie Parodontitis, stehen auch in Wechselwirkung mit nichtübertragbaren Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen. Dieser Beitrag beschreibt Prävalenzen und Trends zur …

Inanspruchnahme einer Zahnvorsorgeuntersuchung durch Erwachsene in Deutschland

01.12.2020, Fachartikel, Deutsch

Einführung: Durch eine regelmäßige Inanspruchnahme von Zahnvorsorge-untersuchungen können Schäden an Zahn und Zahnfleisch frühzeitig erkannt und behandelt werden. Untersucht wird in dieser Arbeit die 12-Monats-Prävalenz der Inanspruchnahme einer Zahnvorsorgeuntersuchung in der deutschen Allgemeinbevölkerung.

Methoden: Drei Erhebungswellen (2009, 2010, 2012) der vom Robert Koch-Institut …